Reinraumklassen

In einigen Branchen gelten besonders strenge Anforderungen an die Sauberkeit der Arbeitsumgebung. Besonders Reinräume und sterilisierte Produktionsbereiche müssen vor luftgetragenen Partikeln geschützt werden, da selbst mikroskopisch kleinste Verunreinigungen die Qualität sensibler Bauteile beeinträchtigen können. Diese Reinräume werden je nach Anforderung in verschiedene Reinraumklassen (Reinheitsklassen) unterteilt.

Inhaltsverzeichnis

Ihre Anfrage

Reinräume verfügen über kontrollierte Umgebungsbedingungen und werden je nach Norm in verschiedene Klassen unterteilt.

Was ist ein Reinraum?

Ein Reinraum ist ein speziell konzipierter Raum, in dem die Konzentration luftgetragener Teilchen auf ein Minimum reduziert und überwacht wird. Diese kontrollierten Umgebungen sind entscheidend für Forschungs- und Produktionsprozesse, die nahezu partikelfreie Bedingungen erfordern. Die Klassifizierung von Reinräumen erfolgt anhand der Partikelkonzentration und gibt an, wie viele Partikel pro Kubikmeter Luft erlaubt sind.

Verunreinigungen bestimmen und minimieren

Das Ziel eines Reinraums ist es also, die Kontamination durch verschiedene Verunreinigungen wie Partikel, Staub oder Mikroorganismen zu minimieren, um empfindliche Prozesse zu schützen. Doch auch außerhalb von Reinräumen ist es in vielen Industriezweigen wichtig, die Umgebungseinflüsse kontrolliert zu halten – etwa bei der Verarbeitung sensibler Bauteile oder in Laborumgebungen. Dabei ist nicht immer klar, woher eine Verunreinigung stammt.

Partikelmonitoring
bei Quality Analysis

Wir unterstützen Sie beim Partikelmonitoring Ihrer Arbeitsumgebung – sei es zur Qualitätssicherung, Prozesskontrolle oder in Vorbereitung auf externe Audits. Für das Monitoring der Bauteilsauberkeit bieten wir folgende Verfahren und Dienstleistungen an:

  • Bestimmung der Umgebungsverunreinigung durch Partikelfallen
  • Monitoring der Bauteil- und Montagesauberkeit mittels Partikelstempel
  • Montagesauberkeit (MontSa) nach VDA 19.2
  • Ursachenanalysen bei Verunreinigungen und mikrobiologischen Kontaminationen
  • Analyse von metallischen und nichtmetallischen Partikeln, Fasern und filmischen Verunreinigungen
  • Einsatz modernster Analysetechnologien wie REM-EDX-Analyse, RAMAN- und FTIR-Spektroskopie
  • Dokumentation und Auswertung nach branchenspezifischen Normen
  • Unterstützung bei der Optimierung von Prozessen, Materialien und Reinigungsschritten im Produktionsumfeld
  • Individuelle Schulungen im Rahmen der VDA 19.1 und VDA 19.2

Die Normen für Reinräume und Reinraumklassen

Die Luftreinheit in Reinräumen wird durch internationale Normen und Richtlinien geregelt, die sicherstellen, dass die Umgebungen den erforderlichen Reinheitsgrad für verschiedene Anwendungen erfüllen. Die Grenzwerte für die jeweilige Reinraumklasse sind in Normen wie DIN EN ISO 14644-1, VDI 2083 und dem EU-GMP-Leitfaden, Annex 1, festgelegt.

Welche Reinraumklassen gibt es?

ISO 14644-1: Klasse 1 bis 9

Die DIN EN ISO 14644-1 ist die international anerkannte Norm für die Klassifizierung der Luftreinheit in Reinräumen und reinraumähnlichen Umgebungen und damit die wichtigste Norm. Sie definiert die maximal zulässige Anzahl von Partikeln pro Kubikmeter Luft bei unterschiedlichen Partikelgrößen. Die Reinräume werden in Klassen von ISO 1 bis ISO 9 eingeteilt, wobei ISO 1 die höchste Reinheit und ISO 9 die geringste Reinheit darstellt. Die VDI 2083 ergänzt die ISO 14644 um praxisnahe Empfehlungen und findet Anwendung in der Pharmabranche, der Halbleiterfertigung und der Medizintechnik.

Tabelle: ISO-Reinraumklassen nach DIN EN ISO 14644-1

ISO-Klasse Maximal zulässige Partikelzahl pro m³ Luft
≥ 0,1 µm ≥ 0,2 µm ≥ 0,3 µm ≥ 0,5 µm ≥ 1,0 µm ≥ 5,0 µm
ISO 1 10
ISO 2 100 24 10
ISO 3 1.000 237 102 35
ISO 4 10.000 2.370 1.020 352 83
ISO 5 100.000 23.700 10.200 3.520 832
ISO 6 1.000.000 237.000 102.000 35.200 8.320 293
ISO 7 352.000 83.200 2.930
ISO 8 3.520.000 832.000 29.300
ISO 9 35.200.000 8.320.000 293.000

Hinweis: Einträge mit „–“ bedeuten, dass für diese Größen in der jeweiligen Klasse keine Grenzwerte festgelegt sind.

GMP: Reinraumklassen A bis D

Der Annex 1 des EU-GMP-Leitfadens (Good Manufacturing Practice) enthält spezifische Anforderungen an die Herstellung steriler Arzneimittel. Er definiert Reinraumklassen von A bis D, wobei A die wenigsten Partikel erlaubt und D die meisten. Diese Richtlinie ist besonders relevant für die pharmazeutische Industrie und garantiert, dass die hergestellten Produkte den höchsten Qualitäts- und Sicherheitsstandards entsprechen.

Tabelle: GMP-Klassen nach EU-GMP-Leitfaden, Annex 1

Reinraum-
klasse
Maximal zulässige Partikelzahl pro m³ Luft
≥ 0,5 µm ≥ 5,0 µm
Ruhezustand Betriebszustand Ruhezustand Betriebszustand
A 3.520 3.520 nicht festgelegt nicht festgelegt
B 3.520 352.000 nicht festgelegt 2.930
C 352.000 3.520.000 2.930 29.300
D 3.520.000 nicht spezifiziert 29.300 nicht spezifiziert

Welche Faktoren beeinflussen die Wahl der Reinraumklasse?

Die Wahl der Reinraumklasse hängt von mehreren entscheidenden Faktoren ab, die sicherstellen sollen, dass die spezifischen Anforderungen an die Luftreinheit für verschiedene Anwendungen und Branchen erfüllt werden. Hier sind einige der wichtigsten Faktoren:

Art des Produkts oder Prozesses

Der wichtigste Faktor für die Wahl der Reinraumklasse ist die Art des Produkts. Handelt es sich um kontaminationsempfindliche Produkte, etwa Halbleiterchips, sterile Arzneimittel oder Implantate, sind besonders reine Umgebungen erforderlich. Auch der im Reinraum durchgeführte Prozess ist entscheidend: Hochpräzise Beschichtungen oder keimfreie Abfüllprozesse erfordern deutlich strengere Reinheitsbedingungen als beispielsweise die Montage nicht-sensibler Komponenten. In weniger kritischen Anwendungen reichen oft niedrigere Reinraumklassen aus.

Anwendungsbereiche und Industrienormen

Je nach Branche gelten unterschiedliche Normen und regulatorische Anforderungen für Reinräume. Die Pharmaindustrie beispielsweise folgt dem EU-GMP-Leitfaden, Annex 1, der spezifische Reinheitsklassen für die Herstellung steriler Produkte vorschreibt. In der Halbleiterfertigung hingegen kommen internationale Standards der ISO 14644 zum Einsatz, während die Medizintechnik zusätzliche Normen berücksichtigt.

Empfindlichkeit gegenüber Partikeln und Mikroorganismen

Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Empfindlichkeit der hergestellten Produkte gegenüber Partikeln und Mikroorganismen. In der Medizintechnik und Biotechnologie ist es entscheidend, dass die Produkte nicht nur frei von Partikeln, sondern auch von mikrobiellen Verunreinigungen sind. Dies beeinflusst die Wahl der Reinraumklasse und die erforderlichen Kontrollmaßnahmen.

Korrelative Partikelanalyse zur Prozesskontrolle

Überwachung von Partikeln: Grundlage für stabile Prozesse

Die kontinuierliche Überwachung von Partikeln in Reinräumen ist ein zentraler Bestandteil der Prozesskontrolle in sensiblen Produktionsumgebungen. Ziel ist es, kritische Umgebungsparameter wie luftgetragene Partikel, organische Rückstände, Fasern oder filmische Verunreinigungen frühzeitig zu erfassen und zu dokumentieren. Auf diese Weise lassen sich Abweichungen vom Sollzustand erkennen, mögliche Kontaminationsquellen identifizieren und gezielte Maßnahmen zur Prozesssicherung ableiten.

Wo werden Reinräume eingesetzt?

Medizintechnik

Die Fertigung von medizinischen Geräten und Implantaten in der Medizintechnik sowie die Herstellung von Medikamenten und Impfstoffen in der Pharmaindustrie erfordern eine extrem hohe Luftreinheit. Diese Prozesse erfolgen deshalb in Reinräumen hohen Reinheitsklassen (z.B. ISO-Klasse 2 oder spezielle GMP-Klassen).

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Elektronikfertigung

In der Halbleiterindustrie sind Reinräume unverzichtbar, da Partikel in der gewöhnlichen Umgebungsluft die empfindlichen integrierten Schaltkreise stören und zu Fehlfunktionen führen können. Die Halbleiterfertigung erfordert daher hohe Reinheitsgrade (oft ISO Klasse 5 oder höher), um die Produktion von Mikrochips und anderen elektronischen Bauteilen unter nahezu partikelfreien Bedingungen zu ermöglichen. Dies sichert die Funktionalität und Zuverlässigkeit der Halbleiterprodukte.

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Reinräume schaffen optimale Umgebungsbedingungen für die kontaminationsarme Untersuchung von Materialien

Materialprüfung

Reinräume werden auch in der Materialprüfung eingesetzt, um eine kontaminationsfreie Umgebung für die Analyse und Prüfung von Materialien zu gewährleisten. Dies ist besonders wichtig bei der Untersuchung von Proben, die empfindlich auf Verunreinigungen reagieren, beispielsweise in der Mikroskopie und der chemischen Analytik. Reinräume stellen sicher, dass die Prüfergebnisse genau und reproduzierbar sind, was für die Qualitätssicherung und die Entwicklung neuer Materialien entscheidend ist.

Reinraumklassen kurz zusammengefasst

Reinräume sind Umgebungen, die speziell konzipiert sind, um die Konzentration luftgetragener Partikel auf ein Minimum zu reduzieren. Diese kontrollierten Umgebungen sind entscheidend für Branchen wie die Halbleiter- und Pharmaindustrie, die nahezu partikelfreie Bedingungen benötigen. Reinraumklassen wie in der Norm DIN EN ISO 14644-1 definiert, kategorisieren diese Räume nach der maximal zulässigen Partikelkonzentration und Partikelgröße pro Kubikmeter Luft.

Ihre Ansprechpartnerin

Jasmin Martini

Vertrieb

+49 7022 2796-630
j.martini@qa-group.com

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